Blower-Door-Methode
Die GEG schreibt bei Neubauten eine luftdichte Gebäudehülle vor. Ob diese Luftdichtheit auch erfüllt wird, lässt sich mit der sogenannten Blower-Door-Methode, einer speziellen Differenzdruckmessung, bestimmen. Diese empfiehlt sich sowohl für Neubauten als auch gegebenenfalls im Altbau, wenn Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Bei der Inanspruchnahme von Fördermitteln durch die KfW ist der Test eventuell sogar verpflichtend vorgeschrieben.
Was bedeutet Luftdichtheit?
Konkret bedeutet Luftdichtheit, dass bei einem Gebäude bei geschlossenen Fenstern und Türen keine Luft aus dem Innenraum nach außen dringen darf. Nach GEG Teil 2, Abschnitt 1, §13 lautet die Vorgabe hierzu:
"Ein Gebäude ist so zu errichten, dass die wärmeübertragende Umfassungsfläche einschließlich der Fugen dauerhaft luftundurchlässig nach den anerkannten Regeln der Technik abgedichtet ist."
Typische Schwachstellen, die der Test aufdecken kann, sind hier:
- Fugen rund um Fenster und Türen
- Durchbrüche für Kabel und Rohre sowie Durchbrüche im Dachbereich
- Beschädigungen der Dampfbremse im Dach
- Luftzug an Steckdosen
- Stellen, an denen Bauteile aufeinanderstoßen
Das Ziel dieser Methode ist, dass möglichst wenig Heizenergie über Fugen nach außen dringt und damit eine optimal effiziente Beheizung möglich ist. Gleichzeitig verhindert eine dichte Gebäudehülle das Entweichen feuchter Luft, die sich dann als Tauwasser in kälteren Schichten niederschlägt und dort die Schimmelbildung befördert. Schließlich verbessert die Luftdichtheit auch den Schallschutz und beugt Geruchsbelästigungen vor.
Vorteile der Blower-Door-Methode
Die Messung hat gleich mehrere Vorteile:
- Schwachstellen der Gebäudehülle werden deutlich.
- Leckagen können frühzeitig abgedichtet werden.
- Bauschäden werden vermieden.
- Einsparungen bei den Heizkosten.
Luftdichtheit ist nicht gleich Dampfdichtheit
Nicht zu verwechseln ist die Luftdichtheit mit der Dampfdichtheit. Diese sorgt dafür, dass das Haus „atmen“ kann und ein angenehmes Klima entsteht. Sie entsteht durch eine diffusionsoffene Wärmedämmung, die gleichzeitig allerdings luftdicht sein kann bzw. muss.
So funktioniert die Blower-Door-Methode
Beim Blower-Door-Test werden zunächst alle Öffnungen geschlossen – lediglich eine Tür bleibt geöffnet, in die eine Blower-Door eingebaut wird. Mit diesem Gebläse, das nach außen hin fest abgedichtet ist, wird dann später Luft in das Gebäude geblasen bzw. abgesaugt. Der Test kann entweder einmalig oder im Rahmen des Baufortschritts mehrfach begleitend durchgeführt werden.
Dabei kommt es nicht auf die Größe des Gebäudes an, da auch der Einsatz mehrerer, parallel betriebener Ventilatoren möglich ist. Genormt ist das Differenzdruckverfahren in der ISO 9972:1996 und der darauf aufbauenden EN 13829 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Bestimmung der Luftdurchlässigkeit von Gebäuden. Differenzdruckverfahren laut DIN EN 13829:2001-02. Der genaue Ablauf der Messung ist in DIN EN 13829 bzw. GEG §26 (Prüfung der Dichtheit eines Gebäudes) geregelt.
Schritt 1 der Blower-Door-Methode
Zunächst erfolgt jedoch das Absaugen der Luft, sodass ein Unterdruck entsteht. Ist eine Gebäudehülle nicht dicht, strömt durch die fugen kalte Außenluft in das Innere. Mithilfe eines Anemometers kann ein Fachmann nun ermittelt, an welchen Stellen wie viel kalte Luft nachströmt. Das Anemometer ist ein Gerät mit einem außen liegenden Heizdraht, der erwärmt wird. Je größer das umströmende Luftvolumen ist, desto mehr Wärme gibt dieser Heizdraht wieder ab. Das Messgerät berechnet eine Windgeschwindigkeit am Messpunkt. Thermografiekameras, die ebenfalls häufig zum Einsatz kommen, stellen zusätzlich farblich dar, an welchen Stellen die Luft in das Gebäude eindringt. Und auch das Hineinblasen mit künstlichem Rauch ist eine Methode, um Leckagen ganz einfach zu erkennen. Diese sind dann von außen sichtbar.
Die zweite Phase der Blower-Door-Methode
Erhöht man den Unterdruck weiter, lässt sich bei verschiedenen Druckdifferenzen der Luftstrom am Ventilator ermitteln. Der wichtigste Wert ist hier die Druckdifferenz bei 50 Pascal, doch misst der Test Druckdifferenzen von 0 bis 100 Pascal in 10er-Schritten. Erst bei einem hohen Druck kann man sicher sein, dass sich die Verklebungen auch unter hohen Belastungen dauerhaft nicht lösen.
Schritt 3 des Blower-Door-Tests
In einem dritten Schritt werden die Messungen der ersten beiden Schritte nochmals wiederholt, dieses Mal allerdings mit Überdruck. Dazu wird Luft in das Gebäude hineingeblasen.
Ermittlung der Luftwechselrate
Der sogenannte n50-Wert dient als Grundlage für die Luftwechselrate, die angibt, wie oft das Innenvolumen des Gebäudes bei 50 Pascal Druckdifferenz innerhalb einer Stunde komplett mit neuer Luft gefüllt wird. Dazu werden alle Messergebnisse der ersten drei Schritte genutzt. Die Rate lässt sich berechnen, indem man die Luftstrommenge am Ventilator durch das beheizte Innenvolumen dividiert. Je kleiner der n50-Wert ist, desto dichter ist das Gebäude.
Zeitpunkt des Blower-Door-Tests
Der Blower-Door-Test kann entweder einmalig oder mehrfach durchgeführt werden. Damit dieser allerdings funktioniert und belastbare Ergebnisse liefert, müssen einige Arbeiten bereits erledigt sein:
- vollflächiges Aufbringen von Innenputz
- Luftdichtheitsschicht im Dach- und Bodenbereich sind vollständig errichtet
- der Luftdichtheit dienende Bauteilanschlüsse sind fertig gestellt
- Durchdringungen für Sanitär-, Elektro-, Lüftungs-, und Heizungsinstallationen sind luftdicht abgeschlossen
Nicht fertig hingegen brauchen der Außenputz, Fußbodendämmung und Estrich, Innentüren, Haustechnik und die Sanitärinstallationen sein.
Ortung von Leckagen
Sinn und Zweck des Tests ist es, Leckagen möglichst frühzeitig zu erkennen und damit die Effizienz zu steigern sowie mögliche Bauschäden zu verhindern. Doch nicht jedes Leck ist auch die Ursache für einen ermittelten Luftstrom, sodass man grundsätzlich drei Formen von Leckagen unterscheidet:
- primäre Leckage: Das Leck befindet sich direkt in der als Luftdichtheitsebene vorgesehenen Bauteilschicht.
- sekundäre Leckage: Hier liegt die Leckage in einer Bauteilschicht, die raumseitig der planmäßigen Luftdichtheitsebene angeordnet ist. Obwohl hier ein Luftzug messbar ist, liegt die eigentliche Ursache in einer tieferliegenden Bauteilschicht.
- tertiäre Leckagen: Hier ist der Luftstrom in einer Bauteilschicht auf der raumabgewandten Seite der definierten Luftdichtheitsebene messbar. Diese spielen für den Test keine weitere Rolle.
Luftdichtheit bei Nichtwohngebäuden
Bei Nichtwohngebäuden muss der Blower-Door-Test nicht für das gesamte Gebäude angewandt werden, sondern nur für Bereiche, für die die entsprechende Dichtheitseigenschaft in den Nachweisrechnungen Berücksichtigung finden soll.
Die Kosten eines Blower-Door-Tests
Die Kosten sind abhängig von der durchführenden Fachfirma sowie der Größe des Gebäudes. Eine einfache Messung für ein Einfamilienhaus beginnt bei 300 Euro, ein Energieberater, der ein detailliertes Protokoll und ein Zertifikat anfertigt, liegt bei 500 Euro. Diese Kosten lassen sich durch das KfW-Förderprogramm 431 – Baubegleitung durch einen Energieberater – um bis zu 50 Prozent reduzieren (maximal 2.000 Euro).
Da Grundpreise, Spesen und Stundensätze erheblich variieren können, empfiehlt sich hier vor der Beauftragung eines Experten ein Vergleich verschiedener Anbieter. Zertifizierte Anbieter finden Sie z. B. über die Webseiten des FLiB oder eine Vermittlung über den VPB.