Wie berechnet man die Heizlast für Lagerhallen?
Die optimale Dimensionierung der Heizungsanlage gewährleistet einen effizienten und nachhaltigen Betrieb. Bei einer zu kleinen Anlage reicht die Leistung bei Spitzenlasten hingegen nicht aus, um die komplette Halle zuverlässig zu heizen. Es drohen Schimmelbildung, Feuchteschäden und die eingelagerten Produkte und Materialien leiden unter schwankenden Temperaturen. Umgekehrt weist eine zu große Anlage einen erhöhten Verschleiß der Komponenten auf. Das richtige Maß ist damit das A und O bei der Wahl des Heizsystems.
Das sagt die Heizlast im Hallenbau aus
Die Heizlast einer Halle gibt an, wie viel Wärme das Gebäude aufgrund des Temperaturunterschiedes nach außen verliert, d. h. die Wärme, die bei einer Außentemperatur x nötig ist, um die Innentemperatur trotz der Wärmeverluste über die Gebäudehülle konstant zu halten.
Die Heizlast (kW) ist die Grundlage für die Auswahl eines Wärmeerzeugers für eine Halle. Sie muss so groß sein, dass sie Schwachstellen in der Gebäudehülle ausgleichen kann und auch bei frostigen Minusgraden für angenehm konstante Temperaturen im Innenraum sorgt. Die sogenannte Norm-Heizlast dient dabei entweder als Gesamtsumme oder raumweise zur Dimensionierung des Wärmeerzeugers.
Was ist der Unterschied von Heizlast und Wärmebedarf?
Nicht zu verwechseln ist die Heizlast einer Gewerbehalle mit dem Heizwärmebedarf. Während die Heizlast eine Aussage zu der benötigten Kesselleistung gibt, trifft der Wärmebedarf eine Aussage darüber, welche Energiemenge innerhalb eines Jahres je m² Fläche benötigt wird. Als kWh/Jahr gibt er im Vergleich mit einem m² der Nettofläche damit eine Aussage über die energetische Qualität der Halle ab. Zur Kesselleistung trifft der Wärmebedarf allerdings keine Aussage. Vergleichbar sind die beiden Werte mit der Os-Leistung eines Fahrzeugs und dessen Spritverbrauch.
Was passiert mit der Heizlast bei einer Gebäudemodernisierung?
Schon vor Modernisierungsmaßnahmen sind Heizlasten in zahlreichen Bestandsgebäuden oft zu groß dimensioniert. Folgt nun eine Sanierungsmaßnahme wie eine Wärmedämmung für Industriegebäude, der Einbau neuer Fenster oder ähnlicher Maßnahmen, reduziert sich die Heizlast weiter deutlich. Ein effizientes Heizsystem kann im Zuge eines Heizungstauschs damit deutlich kleiner ausfallen. Umgekehrt steigt die Heizlast bei großen Flächen oder einer unzureichenden Dämmung schnell an.
Es lohnt sich also, die Heizlast nicht nur bei Neubauten, sondern auch bei einer Modernisierung der Halle neu zu berechnen. Gleiches gilt, wenn Sie eine neue Heizungsinstallation zugunsten nachhaltiger Heizungslösungen vornehmen. Die Abstimmung von Heizlast und Leistung des Wärmeerzeugers wirkt sich nicht nur positiv auf die Lebensdauer aus, sondern schont auch den Geldbeutel.
Aus diesen Komponenten besteht die Heizlastberechnung für Hallen
Die vereinfachte Heizlastberechnung nach DIN 15378 dient lediglich der Orientierung und ist als Wert nicht zulässig. Der korrekte Berechnung der Heizlast im Hallenbau und jedem anderem Gebäude erfolgt anhand der DIN-Norm EN 12831 “Heizungsanlagen in Gebäuden - Verfahren zur Berechnung der Norm-Heizlast”. Diese benennt vier grundlegende Elemente:
- Wärmeverluste über Lüftungsanlagen (ΦV): Lüftungsvolumenstrom, Mindestluftwechsel und Undichtigkeiten. Dieser Faktor spielt bei Lagerhallen mit häufig geöffneten Hallentoren eine besonders große Rolle.
Formel: Luftvolumen x Wärmekapazität der Luft x Temperaturdifferenz - Zusatz-Aufheizleistung (ΦRH): Bereitstellung von Wärme zum Aufheizen nach einer Pause
Formel: Aufheizleistung (ΦRH) = A x fRH
fRH stellt dabei einen Korrekturfaktor dar, der in Abhängigkeit zur Aufheizzeit und zur Absenkung der Raumtemperatur während der Heizpause steht. - Transmissionswärmeverluste (ΦT): Wärmeverluste über die Gebäudehülle. Die Angabe erfolgt in W/K (Watt pro Kelvin).
Formel: Transmissionswärmeverluste (ΦT) = Fläche des Bauteils x U-Wert x Korrekturfaktor + Fläche des Bauteils x Wärmebrückenzuschlag
Die Berechnung der Heizlast lautet anschließend wie folgt:
Heizlast (ΦHL) = ΦT + ΦV + ΦRH
Dimensionierung des Heizsystems anhand der Heizlast
Haben Sie die Heizlast ermittelt, lässt sich die Heizleistung einer Heizungsanlage wie einer Wärmepumpe überschlägig berechnen mit:
beheizende Fläche in m² x Heizlast in W/m² (je nach Baujahr des Gebäudes) = Überschlägige Heizleistung des Heizgerätes (kW)
Für Wohngebäude gibt es Tabellen, die eine Angabe zur Heizlast je nach Baujahr eines Gebäudes liefern. Diese sind jedoch auf Hallen mit ihrer deutlich schlechteren Wärmedämmung der Gebäudehülle kaum übertragbar.
Mit der Formel berechnen Sie die Heizlast einer Wärmepumpe oder jeder anderen Hallenheizung. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie sich für eine Hybrid-Heizung entscheiden oder sich für eine komplett nachhaltige Lösung in Form einer Luft-Wasser-Wärmepumpe entscheiden: Die Größe der kW-Leistung ist unabhängig vom System die gleiche.
Für die Warmwasserzeugung gibt es in DIN 12831 in Teil 3: Trinkwassererwärmungsanlagen, Heizlast und Bedarfsbestimmung eigene Berechnungsgrundlagen.
Einflussfaktoren auf die Heizlast einer Halle
Laut der DIN-Norm gibt es Norm-Temperaturen für den Innenraum und die Außenluft. Eine Wunschtemperatur beeinflusst die Berechnung. Interne Wärmegewinne von Maschinen, der Beleuchtung oder Arbeitsprozessen können den Innenraum erwärmen und die Heizlast reduzieren.
Der f gibt an, wie viel Wärme über die Gebäudehülle bei einer Temperaturdifferenz von einem Grad über einen m² hinausströmt. Je besser also die Bausubstanz, je dichter die Fenster und je besser die Dämmung der Gebäudehülle, desto geringer fällt der U-Wert aus.
Der Luftwechsel gibt an, wie häufig das Raumvolumen durch eine Lüftungsanlage oder natürliche Lüftungsarten ausgetauscht wird. Je intensiver Sie lüften, desto größer fallen die Wärmeverluste aus.
Schließlich beeinflusst die Schwere eines Gebäudes die Wiederaufheizleistung einer Anlage nach einer längeren Pause. Dies ist vor allem relevant, wenn die Halle nicht im Dauerbetrieb genutzt wird.
Beispielrechnung für die Berechnung der Heizlast einer Lagerhalle
Die Beispielrechnung erfolgt für eine Halle mit einer Grundfläche von 1.500 m² mit einer Deckenhöhe von 5,60 m. Im Innenraum soll eine konstante Temperatur von 16°C herrschen. Die Halle ist gut gedämmt, Undichtigkeiten sorgen für einen mäßigen Luftwechsel.
Eckdaten
Berechnung der Transmissionswärmeverluste
Lüftungswärmeverluste
Gesamt-Heizlast
Ergebnis
Die berechnete Heizlast der Lagerhalle beträgt ca. 75,8 kW. Mit dieser Heizleistung kann die Innentemperatur auch bei Außentemperaturen von -12°C konstant bei 16°C gehalten werden. Beim Einbau einer Wärmepumpe empfiehlt sich z. B. eine Nennleistung von ca. 85 kW, sofern diese die alleinige Wärmequelle ist. Hinzu kommt gegebenenfalls eine weitere Leistung, die für die Warmwasserbereitung erforderlich ist. Welcher Wärmepumpentyp dabei am besten für Ihre Halle geeignet ist, hängt von den Umgebungsvariablen ab.
Um auch Spitzenlasten effizient mit einer Heizung abzudecken, empfiehlt sich gegebenenfalls auch die Kombination einer nachhaltigen Wärmepumpe mit einer Strahlungsheizung als hybridem System.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Grundlage der Heizlast-Berechnung ist die DIN 12831.
- Die Heizlast trifft eine Aussage über die nötige Kesselleistung. Sie ist nicht zu verwechseln mit dem Wärmebedarf.
- Die Berechnung der Heizlast einer Lagerhalle oder Gewerbeimmobilie sollte stets Fachleuten vorbehalten bleiben, da eine Nachjustierung einer falsch dimensionierten Heizung kaum noch möglich ist.
- Bei Neubauten ist die Heizlastberechnung laut der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen - Teil C (VOB/C) ein Muss, bei Modernisierungen mehr als sinnvoll – und unerlässlich, wenn Sie Fördermittel der KfW nutzen möchten.
Die Heizlast im Zuge der professionellen Heizungsinstallation ermitteln
Wenngleich es im Internet eine Reihe von Heizlast-Rechnern gibt, die einen mehr oder weniger brauchbaren Wert ermitteln, sollte die finale Berechnung der Heizlast vom Profi durchgeführt werden beziehungsweise ist teilweise auch verpflichtend vorgeschrieben. Das gilt beispielsweise, wenn Sie bei der Heizungsmodernisierung z. B. von KfW-Fördermittel nutzen möchten. Entspricht die Heizungsanlage nach dem Einbau nicht den Anforderungen des Gebäudes, ist ein nachträgliches Nachjustieren kaum noch möglich.
Unsere Fachkräfte übernehmen bei einer Heizungsmodernisierung, z. B. beim Einbau einer nachhaltigen Luft-Wasser-Wärmepumpe, gern die Berechnung der Heizlast, um eine maximale effiziente Heizungsanlage zu ermitteln, die individuell auf die Gegebenheiten Ihrer Halle zugeschnitten ist.
FAQ: Heizlastberechnung für Lagerhallen
1. Wie berechnet man die Heizlast für eine Lagerhalle?
Die Heizlast einer Lagerhalle wird gemäß der DIN EN 12831 berechnet. Sie setzt sich aus Transmissionswärmeverlusten, Lüftungswärmeverlusten und der Zusatz-Aufheizleistung zusammen. Eine korrekte Berechnung ist essenziell, um eine effizient dimensionierte Heizungsanlage zu gewährleisten.
2. Warum ist die Heizlastberechnung bei Hallen so wichtig?
Eine zu kleine Heizungsanlage heizt die Halle nicht zuverlässig, was zu Feuchtigkeitsschäden und Produktproblemen führen kann. Eine zu große Anlage verursacht unnötige Kosten durch höheren Verschleiß und ineffizienten Betrieb.
3. Was ist der Unterschied zwischen Heizlast und Heizwärmebedarf?
Die Heizlast beschreibt die benötigte Kesselleistung in kW, um Temperaturverluste auszugleichen. Der Heizwärmebedarf gibt an, wie viel Energie innerhalb eines Jahres pro Quadratmeter benötigt wird. Beide Werte erfüllen unterschiedliche Zwecke.
4. Welche Faktoren beeinflussen die Heizlast einer Gewerbehalle?
Die Heizlast hängt ab von:
- Dämmung der Gebäudehülle (U-Wert)
- Luftwechselrate (Lüftungswärmeverluste)
- Raumtemperatur und Außentemperaturen
- Interne Wärmegewinne (z.B. Maschinen oder Beleuchtung)
- Aufheizverhalten bei Nutzungsunterbrechungen
5. Was passiert mit der Heizlast nach einer Gebäudemodernisierung?
Durch Maßnahmen wie Wärmedämmung oder den Einbau neuer Fenster sinkt die Heizlast deutlich. Eine kleinere und effizientere Heizungsanlage kann dann ausreichen, was langfristig Kosten spart.
6. Welche Normen gelten für die Heizlastberechnung?
Die Heizlastberechnung erfolgt nach der Norm DIN EN 12831. Diese Norm ist für Neubauten verpflichtend und wird auch bei Modernisierungen empfohlen, besonders wenn Fördermittel beantragt werden sollen.
7. Kann man die Heizlast selbst berechnen?
Obwohl Online-Rechner für Heizlast-Schätzungen existieren, sollte die finale Berechnung stets von einem Fachmann durchgeführt werden. Bei Fehlern drohen Ineffizienzen, höhere Kosten oder sogar Probleme bei Förderanträgen (z. B. KfW-Förderungen).
8. Welche Heizsysteme eignen sich für Hallen mit hoher Heizlast?
Effiziente Systeme wie Wärmepumpen, Hybrid-Heizungen oder Strahlungsheizungen bieten sich an. Bei großen Hallen ist die Kombination mehrerer Heiztechnologien oft sinnvoll, um Spitzenlasten abzudecken.
9. Wie beeinflusst die Lüftung die Heizlast in Hallen?
Bei Hallen mit häufig geöffneten Toren spielen Lüftungswärmeverluste eine große Rolle. Ein effizient gesteuertes Lüftungssystem hilft, unnötige Wärmeverluste zu minimieren.
10. Welche Fördermittel gibt es für die Heizungsmodernisierung?
Förderprogramme wie die KfW oder BAFA unterstützen die Modernisierung mit energieeffizienten Heizsystemen. Eine korrekt berechnete Heizlast ist dabei oft Voraussetzung für die Förderzusage.